Regina stellte schon als Kind komische Fragen, aber den Tod sieht sie nicht voraus. Die Astrologin liebt das Leben. Sie sorgt für Aha-Erlebnisse und hilft Menschen, an sich und ihre Potentiale zu glauben.
Regina ist im Zeichen des Widders geboren, ihr Aszendent ist Skorpion. Sie ist im Kanton Basel-Landschaft aufgewachsen und gelernte Psychiatrieschwester. Seit 1988 lebt sie im Kanton Graubünden und ist mit der Astrologie verheiratet. Regina liebt Abenteuer und Reisen, in ihrer Freizeit ist sie gerne mit einem Camper unterwegs, dabei haben es ihr die nordischen Länder besonders angetan.
Ein Interview von Mena Dressler
Was genau ist dein Beruf?
Ich bin Astrologin und Gründerin und Inhaberin der Astrologieschule «Lebensschule» in Chur.
Was bist du zu dem Beruf gekommen?
Schon als Kind habe ich Fragen mit mir herum getragen wie: Warum wird ein Mensch krank wird und ein anderer nicht? Warum stirbt der eine sehr früh, der andere spät? Warum ist der eine Mensch glücklich und der andere nicht? Mich hat das beschäftigt, ich wollte das wissen – aber natürlich konnte mir niemand darauf eine Antwort geben. Also bin ich in die Psychiatrie gegangen, in der Hoffnung, dort Antworten zu finden. Dem war nicht so, aber die Themen haben mich trotzdem nie losgelassen. Mit Ende 20 habe ich in einem Buch etwas über Astrologie gelesen, das hat mich unglaublich fasziniert und ich habe sofort gewusst: Das will ich lernen.
Auf meinem weiteren Weg wurde ich von Mentoren begleitet. Ich habe auch ein paar Kurse besucht – dabei handelte es sich damals in den 80er Jahren noch um die «alte» Astrologie – und ansonsten habe ich einfach gelernt. Von mir, vom Leben und von den Menschen. Ich habe gelesen, beobachtet … Und eine Astrologie für mich entwickelt und aufgebaut, die nichts mehr mit dem Düsteren, Schweren und Schicksalhaften von früher gemeinsam hat. Das, was ich jetzt praktiziere und unterrichte, ist eine positive, lebensbejahende und lösungsorientierte Astrologie, die den Menschen hilft, statt dass sie Angst verbreitet. Mir wurde das damals nicht so beigebracht, aber ich gebe das heute so weiter, wie ich es gerne gelernt hätte.
Wie haben deine Eltern damals auf deine Berufswahl reagiert?
Meine Eltern waren streng katholisch und im katholischen Glauben hat die Astrologie keinen Platz. Man glaubt an Gott und mehr gibt es nicht – es war also schon eine Herausforderung. Aber ich hatte ja schon immer komische Fragen gestellt. (lacht) Und sie wussten, ich bin ein Widder mit Skorpion – der Skorpion steht fürTiefgang – sie konnten mich also nicht zurückhalten. Und für mich war eh klar, dass das mein Weg ist.
Hast du mit Vorurteilen wegen deines Berufs zu kämpfen? Und wenn ja, mit welchen?
Heute nicht mehr, aber früher war es noch völlig anders. Früher haben die meisten Menschen einen Bogen um mich gemacht, weil sie Angst hatten, dass ich bei ihnen etwas sehen könnte, was ich besser nicht sehen sollte. Klar sehe ich viel (lacht) – aber früher war das Klischee sehr stark verbreitet, dass Astrologen den Tod sehen können. Diese Angst wurde von der Kirche geschürt, für die Kirche ist Astrologie ein Tabuthema, etwasTeuflisches.
Wenn ich damals Räumlichkeiten für meine Kurse buchen wollte, war bei der Erwähnung, dass es um Astrologie geht, plötzlich alles besetzt. Oder wir wurden in den hintersten, fensterlosen Kellerraum abgeschoben, fast schon versteckt. Das hat sich komplett gewandelt, die Wahrnehmung der Astrologie in der Gesellschaft ist eine völlig andere geworden. Astrologie ist heute im Aufschwung. Die neue, lebensbejahende Astrologie hat die alte, schwere Form abgelöst. Man hat gemerkt, dass mehr dahintersteckt. Heute freuen sich die Hotels, wenn ich meine Kurse bei ihnen durchführe, und geben mir ihre schönsten Räume. Sie freuen sich, wenn wir kommen, weil bei uns nicht so düstere Stimmung wie bei den Geschäftsleuten herrscht. Wir sind fröhlich und verbreiten positive Energie, das färbt auch auf die anderen Hotelgäste ab.
«Astrologische Seelenheilreise» in der Wüste Marokkos.
Regina an einem Seminar-Konzert im GKB-Auditorium Chur.
Wie bist du diesen Vorurteilen begegnet?
Ich war und bin überzeugt von dem, was ich tue. Seit ich die Astrologieschule habe, konnte ich vielen Menschen helfen, denen kein anderes Fachgebiet hätte helfen können. Das hat mir Zuversicht und Selbstvertrauen gegeben und ich habe mich nie von meinem Weg abbringen lassen.
Gibt es ein Klischee bezüglich deines Jobs, mit dem du gerne aufräumen würdest? Was würdest du gerne klarstellen?
Dass in Horoskopen immer etwas Schlimmes steht, dem ist nämlich absolut nicht so. Oder die Angst, dass wir Astrologen dem Einzelnen nicht alles sagen, was in seinem Horoskop steht – auch das ist eine völlig falsche Vorstellung. Früher bin ich sehr vielen solchen Ängsten begegnet, bis mich die Menschen kennengelernt haben und gemerkt haben, dass ich eigentlich ganz bodenständig und realistisch bin. Wenn mir jemand erzählt, welchen Traum er hat, wie er sich verwirklichen möchte, dann bestärke ich ihn zwar in seinem Traum – aber ich frage ihn auch klipp und klar: «Wovon zahlst du am Monatsende deine Miete?».
Auch so etwas wie: «Passen Zwilling und Löwe zueinander?»: Wer zu mir kommt, weiss, dass er mir nicht mit so Klischee-Fragen kommen muss. (lacht) Die Fragen haben sich verändert, weil sich die Astrologie verändert hat. Jetzt stellen mir die Menschen Fragen wie: «Was können wir voneinander lernen?» Oder: «Was ist unsere Aufgabe im Leben?».
Wer kommt zu dir, Frauen oder Männer?
In der Ausbildung sind zu 90% Frauen, da hat sich zu früher nichts geändert. Männer haben immer noch Angst, dass sie sich «outen» – und das tun sie, weil sie mit dem Gang zu mir ja Schwäche zeigen, damit haben viele Männer immer noch Mühe. Aber in die Beratungen kommen auch viele Männer, da sind sie allein, das macht es ihnen einfacher. (lacht)
Meistens geht es um Unterstützung in beruflichen Situationen. Aber viele kommen auch zu mir, nachdem ihre Frauen bei mir waren. Wenn die Frau mit neuen Impulsen nach Hause kommt, dann möchten viele Männer verstehen, was dahintersteckt.
Was ist das Schönste an deinem Beruf?
Mich macht es glücklich, dass ich meine Berufung leben kann. Wenn Menschen, die zu mir kommen, Aha-Erlebnisse haben und wieder bei sich sind, wenn sie hier rauslaufen. Wenn sie ins Vertrauen kommen, wieder zufrieden sind und wieder Begeisterung fürs Leben spüren: Das ist mein Highlight und das motiviert mich Tag für Tag. Natürlich helfe ich Menschen, die nicht mehr weiterwissen. Aber am liebsten würde ich sie mit der Astrologie präventiv unterstützen, dass es gar nicht erst so weit kommt. Dass sie nicht krank werden, dass sie ein glückliches Leben führen und dass sie einen Beruf finden, der sie erfüllt. Gerade in der Berufsberatung helfe ich jungen Menschen, dass sie das in sich finden, was sie bereits in sich tragen und einen Beruf wählen, der zu ihnen passt und der ihnen dann auch Freude bereitet. Es kommt vor, dass manche Mütter nicht ganz überzeugt sind von dem, was ich ihren Kindern rate. Ich sage ihnen dann, sie sollen sie ihren eigenen Weg finden lassen. Die Jungen müssen einfach an sich und an ihre Potentiale glauben – und das versuche ich ihnen mit Hilfe der Astrologie zu vermitteln.
Filmstudios in Ouarzazate, Marokko, im Zusammenhang mit der Seelenheilreise.
Im Schulungsraum der Lebensschule in Chur.
Was magst du nicht an deinem Beruf?
Da gibt es nichts. Ich bin eigentlich schon seit einem Jahr pensioniert und jetzt kann ich die Ernte meiner Arbeit der letzten Jahrzehnte geniessen. Ich mache alles immer noch jeden Tag gerne. Und wenn es irgendwann mal nicht mehr so sein sollte, dann höre ich sofort auf. (lacht)
Was ist deine treibende Kraft? Worin liegt deine besondere persönliche Stärke?
Für mich ist es ein Geschenk, dass ich so viel verstanden habe in meinem Leben und dass ich verstehe, was sich im Leben verändert. Die Astrologie hat sich für mich im Laufe der Zeit verändert. Aus dem Alten, Schweren, Destruktiven hat sie sich zu einer lösungsorientierten Lebenshilfe entwickelt und sie verändert sich immer noch. Sogar ich entdecke immer wieder etwas Neues. Und wenn ich ab und zu wieder ein Puzzleteil vom Leben verstehe: Das ist mein Motor.
Was denkst du, welche Stärken haben Frauen, derer sie sich (immer noch) zu wenig bewusst sind?
Intuition, ganz klar. Frauen verfügen über mehr Intuition als Männer. Sie sind dem Energetischen und dem Himmel viel mehr angeschlossen und dadurch spüren und verstehen sie mehr in der Astrologie. Ausserdem können Frauen besser zuhören. Männer denken oft, dass jeder die Welt wie sie selbst sehen muss – Frauen haben hier ein besseres Gespür für die Bedürfnisse und Sichtweise anderer.
«Khurer Katza kasch küssa …» Diesen oder einen ähnlichen Spruch hat sich sicher jede Frau aus Chur ausserhalb des Kantons schon einmal anhören müssen. Was möchte man uns damit sagen? Dass Churer Frauen nichts können? Wir drehen den Spiess um. Wir lassen «Khurer Katza» zu Wort kommen und zeigen, was sie wirklich können.
Für unsere Kampagne haben wir sieben Frauen interviewt, die aus Chur stammen oder in Chur tätig sind. Sie erzählen über ihre Vergangenheit, ihren Alltag, über Vorurteile in der Gesellschaft und wie sie diesen begegnen, aber auch über die Vorteile als Frau. Wir beleuchten ihre Lebensentwürfe, räumen auf mit Klischees – und verwandeln den negativ konnotierten Spruch in etwas Positives.